"Ich hätte nie gedacht, dass ich für diesen Job so gut ausgebildet wurde."
Die Geisteswissenschaftlerin Lea-Maria Anger arbeitet für das Softwareunternehmen Babtec
Wenn Lea-Maria Anger im Freundeskreis über ihre Arbeit bei Babtec berichtet, erntet sie oft erstaunte Blicke. Eine studierte Geisteswissenschaftlerin vermutet man eben nicht in einem Softwareunternehmen. Und doch hat die ehemalige Lehramtsstudentin hier genau das gefunden, wofür sie brennt. „Meine Aufgabe ist es, ganz verschiedenen Adressaten in der Öffentlichkeit zu zeigen, was wir hier machen und warum Babtec wichtig ist“, erzählt sie.
Germanistik und Geschichte auf Lehramt
„Ich habe vor meinem Job bei Babtec lange, gerne und mit sehr viel Leidenschaft studiert“. Von allen Seiten wird ihr zum Master mit dem Ziel Lehramt geraten, obwohl sie vom Bauchgefühl her schon früh weiß, dass das Lehrerdasein keine Option für sie ist. Aber „im Nachhinein war das eine gute Entscheidung, weil ich noch einmal sehr viel Pädagogik und auch Kommunikationswissenschaften im Lehrplan hatte. Dadurch konnte ich meinen Horizont erweitern“. Selbstbewusst sagt sie dann auch: „Ich wusste immer, dass ich gut schreiben kann. Dieses Begeistern anderer Menschen durch Kommunikation und Schreiben hat mir schon im Studium immer mehr Spaß gemacht. Jemanden mit seinen Worten einzufangen, das ist schön.“
Neue Perspektiven durch Recruiting Tag und Exkursionswochen
Nach dem Ende ihres Studiums stünde traditionell das Referendariat an, gegen das sich Anger aber – ihrem Bauchgefühl folgend – entschließt.
Sie sucht die Beratung des Career Service der Bergischen Universität auf und erhält ermunternde, positive Reaktionen auf ihre geleistete Studienzeit. Man rät ihr, sich bei dem ersten von der Universität veranstalteten Recruiting Tag 2018 zu informieren, an dem ca. 25 Unternehmen präsent sind. Die gebürtige Kölnerin schreitet sofort zur Tat, führt Gespräche, bringt ihren vorbereiteten Lebenslauf mit und stößt bei der Softwarefirma Babtec auf reges Interesse. Das expandierende Unternehmen ist auch Partner bei den kurz darauf folgenden Exkursionswochen der Hochschule, die Studierenden die Möglichkeit bieten, mit hiesigen Firmen in Kontakt zu kommen. Lea-Maria Anger nimmt auch dieses Angebot an und fährt mit.
„Vor Ort habe ich dann alle möglichen Fragen gestellt, habe versucht herauszuhören, wo meine Expertise gebraucht werden könnte“, erklärt sie ihren Einsatz, der bei der Wuppertaler Firma ankommt. „Bei den Exkursionswochen habe ich mir alles ansehen dürfen. Es wurden auch die ganzen Berufsbilder vorgestellt, was ich sehr hilfreich fand. Denn man weiß als Germanistin nicht unbedingt, welche Berufsbilder es in einem solchen Unternehmen gibt“, führt sie aus. Auf die ausgeschriebene Stelle als Content Manager bewirbt sie sich und nach einem Praktikum mit Aussicht auf Weiterbeschäftigung gehört sie seit Herbst 2018 zum festen Firmenstaff.
Von Wallenstein zu Queen
Die Umstellung von wissenschaftlicher Textbearbeitung – der Titel ihrer Bachelorarbeit lautete „Wallenstein im Blick seiner Gegner“ – zu marketingtauglicher Kundenansprache gelingt ihr spielend. Bei Babtec kann sie sowohl sachliche Texte für Branchenmagazine als auch „fluffige“ Artikel für die Sozialen Medien verfassen. So beschäftigt sie sich auch mal mit Zitaten der Rockgruppe Queen, mit denen sie einen Beitrag über einen Mitarbeiterausflug auf der Trasse würzt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich für diesen Job mit einem geisteswissenschaftlichen Studium so gut ausgebildet wurde.“
Und allen Unkenrufen zum Trotz bricht sie eine Lanze für ihre Fachrichtung. „Ich glaube, dass Geisteswissenschaftler gerade für dieses Berufsbild die idealen Leute sind. Meine Kolleginnen und Kollegen im Content Bereich bei Babtec stammen alle aus den Geisteswissenschaften. Und das ist auch gut so. Man hat mehr anzubieten als nur das Schreiben. Denn man hat gelernt, in ganzen Prozessen zu denken. Eine Kampagnenplanung beispielsweise bedeutet erst einmal reines Konzipieren. Das habe ich auch durch meine vielen Hausarbeiten gelernt: erst einmal ein großes Ganzes entwerfen und dann an die Ausführung gehen. Da braucht man schon eine gewisse Denke für. Und die hat man als Geisteswissenschaftler erlernt.“
Qualität als Philosophie
Das Softwareunternehmen Babtec fördert Angers Ideen und sie nutzt die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke: „Facebook ist zwar ein bisschen rückläufig, aber es ist immer noch ein wichtiges Medium für uns als Unternehmen. Aber Instagram kommt mehr und mehr. Ich bin der Ansicht, dass man als Unternehmen heute definitiv auf Instagram zurückgreifen sollte, nicht nur was Recruiting-, sondern auch was Produktthemen angeht.“ Aber auch persönliche Kontakte, Newsletter oder die gerade erst neu gelaunchte Website bieten Marketingmöglichkeiten, die die Content Managerin für die Verbreitung ihrer Unternehmensphilosophie berücksichtigt. „Ein schönes Gefühl,“ sagt sie, „wenn man dazu beiträgt, dass Qualität eine Philosophie sein kann.“
Zeit nehmen, um erwachsen zu werden…
Anger rät jungen Studierenden im Gegensatz zum gängigen Trend zu mehr Ruhe. „Ich finde, man kann sich ein wenig Zeit nehmen, um erwachsen zu werden, zu lernen, auch wenn sich nicht sofort der Sinn hinter allem erschließt oder das Ziel noch nicht vor Augen ist.“
Lea-Maria Anger hat ihr Leben in die Hand genommen, sichere Pfade auch einmal verlassen und nach reiflicher Überlegung mit Hilfe von Hochschulangeboten neue Perspektiven entwickelt. Die Zeit an der Universität fasst sie so zusammen: „Ich habe in meinem Studium das Selbstbewusstsein entwickelt, dass ich mich in so ziemlich jedes Thema einarbeiten kann.“
Wer würde solche Mitarbeiter nicht einstellen?
Uwe Blass (Gespräch vom 17.06.2019)