WIE MÖCHTEST DU ARBEITEN?
Am Anfang deiner Überlegungen, welcher Beruf zu dir passt, steht natürlich auch die Frage, welche Arbeitsweise für dich am ehesten in Betracht kommt. Eine Kategorisierung, was überwiegend im Fokus der Tätigkeit steht, kann dir als erster Anhaltspunkt dienen: In der Industrie oder freien Marktwirtschaft geht es um das Konkurrenztreiben verschiedener Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, diese Prozesse fortwährend optimieren wollen und im Endeffekt eine Gewinnmaximierung anstreben. Im gemeinnützigen Bereich geht es darum, Ressourcen zu sichern, Menschen zu unterstützen, und im Gegensatz zur Industrie nicht darum, Gewinn zu erzielen, sondern die Einnahmen, die man generiert, vollständig ins Personal und Projekte einfließen zu lassen. Zentrale Aspekte sind der Naturschutz, die Menschenrechte und andere menschennahe Hilfeleistungen, die sehr der Arbeit im Ehrenamt ähneln. Die Forschung wiederum kann man als die Manifestierung des lebenslangen Lernens bezeichnen, da sie mit wissenschaftlichen Diskursen versucht, Phänomene besser zu verstehen und Probleme zu lösen, also allgemein gesagt den Wissenszuwachs voranbringen will.
Die unterschiedlichen Schwerpunkte bringen auch einige Unterschiede in der Arbeitsweise mit sich. Daraus resultieren auch angepasste Arbeitsbedingungen, die du unbedingt in deine Überlegungen mit einfließen lassen solltest. In der Forschung ist es üblich, in zeitlich begrenzten Projekten in Kleingruppen zusammenzuarbeiten. Die Befristung dieser Projekte kann von einigen Monaten bis zu wenigen Jahren reichen. Wenn der Abschluss dieser Projekte absehbar ist, muss man sich schon um die Bewerbung neuer Projekte oder die Verlängerung unfertiger Projektreihen bemühen. Durch dieses flexible inhaltliche Gestaltung sind auch die Arbeitsverträge meist auf sechs Monate bis drei Jahre befristet. Das kann für den ein oder anderen eine gewisse Unsicherheit mit sich bringen, was die langfristige Planung der eigenen Laufbahn anbelangt. Nicht zuletzt ist die Forschung eng an die Lehre gekoppelt. Es ist äußerst schwierig, Forschungsstellen zu ergattern, die keine zumindest teilweise Lehrarbeit vorsehen. Dir ist sicher im Laufe deines Studiums selber aufgefallen, dass einige Lehrende die Forschung gegenüber dem Lehrauftrag eindeutig favorisieren, und solltest du dich für die Forschung entscheiden, musst du dir auch selber im Klaren darüber sein, dass du dich nicht auf einen der beiden Anteile fixieren kannst.
In der Industrie liegt der Fokus auf fortdauernden Leistungen oder dem kontinuierlichen Angebot von Produkten, die im besten Fall eine Marke erzeugen und sich auf dem Markt etablieren. Dadurch sind auch die Verträge in der Regel unbefristet und nicht an einzelne Projektreihen gebunden. Der offene Dialog steht hier nicht ganz so im Vordergrund wie in der Forschung, da es vorrangig darum geht, schnell und effizient gute Lösungen für akute Probleme zu finden. Dennoch ist natürlich die Arbeit im Team, gerade bei größeren Unternehmen, eine Säule der Arbeitswelt, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zusätzlich gibt es viele Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, um dein Wissen in dem von dir gewählten Fachbereich zu festigen und auch mal über den Tellerrand hinausschauen zu können. Trotz der Nichtbefristung der meisten Arbeitsverträge heißt das natürlich nicht, dass du dich wie früher auf einen Job für die nächsten vierzig Jahre festlegen musst, wenn du zwischenzeitlich merkst, dass du dich in eine andere Richtung entwickeln möchtest.
Für viele Leute spielen die Verdienstmöglichkeiten eine erhebliche Rolle, deshalb möchten wir diese auf keinen Fall übergehen. In der Industrie hast du sicher die größten Chancen, dir nach und nach einen besseren Lebensstandard in finanzieller Hinsicht zu ermöglichen. Neben Beförderungen und dem Aufstieg von Junior- zu Seniorstellen hast du auch durch Unternehmenswechsel die Möglichkeit, dich besser zu positionieren, Erfolgsprämien auszuhandeln, und mit wachsender Verantwortung auch entsprechend besser vergütet zu werden. In Forschung und Gemeinnützigkeit kannst du ganz klar keine vergleichbaren Sprünge machen, selbst wenn du auch in diesen Branchen nicht am Hungertuch nagen musst. Uns ist wichtig, dir den Blick dafür zu öffnen, dass Geld nicht alles ist, wenn die Arbeitsbedingungen für dich nicht passen, oder du für etwas Anderes brennst als das, was du tagtäglich auf der Arbeit zu tun hast. Kein Gehalt der Welt kann einen Job ersetzen, der dir wirklich Spaß macht und dich sowohl fordert als auch fördert. Die Schwerpunktfindung trägt daran einen großen Anteil, damit du schon von vornherein gute Karten hast, deine Stärken auszuspielen und dich im Berufsleben von Anfang an wohlzufühlen.
Die wichtigsten Fragen haben wir noch einmal zusammengefasst:
Wie wichtig ist dir eine langfristige Jobsicherheit?
Wie wichtig sind dir Aufstiegsmöglichkeiten?
Möchtest du dich einer einzigen Sache widmen, oder in wechselnden Projekten arbeiten?
Wie wichtig sind dir Verdienstmöglichkeiten?